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Gamswild-Ansprechfibel

23,00 

Wie sich das Kitz vom Jährling, der Halbstarke vom reifen Bock und die junge von der alten Gais unterscheiden, ist in dieser Ansprechfibel zusammengefasst – kurz und bündig. Ein Muss für alle, die die Bergjagd lieben!
80 Seiten, über 60 Farbfotos, zahlreiche SW-Zeichnungen.

Beschreibung

Gamswild-Ansprechfibel

Hubert Zeiler & Paul Herberstein

November. Gamsbrunft. Wer jetzt im Bergrevier unterwegs ist, kann sehen, wie die Gams miteinander umgehen. – Ein paar Verhaltensweisen aus dem Repertoire des faszinierenden Bergwildes. Ein Buch-Auszug.

Imponiermarsch – was Hirsche tun, können Gams auch
Für Gamswild wird der Imponiermarsch gewöhnlich nicht beschrieben. Ganz typisch ist dieses Parallel-Marschieren für Rothirsche während der Brunft­zeit. Sie sehen dabei ihr Gegenüber nur von der Seite, über die Körpersilhouette kann die Größe des Kontrahenten abgeschätzt werden. Jedenfalls gibt es diesen Imponiermarsch auch bei Gamsböcken. Ich habe ihn im Frühjahr ebenso wie zu Beginn der Brunftzeit im Zusammenhang mit Territorialverhalten beobachtet. Zwei Böcke marschieren dabei im Abstand von zwei bis drei Metern eine Strecke von bis zu fünfzig Metern nebeneinander her. Während aber Rothirsche aus dem Parallelmarsch heraus blitzschnell wenden können und ihre Geweihe dabei binden, um zu kämpfen, wird bei Gams­böcken nie ein Schiebekampf daraus. Gams kämpfen nicht frontal miteinan­der, ihre Krucken sind nicht geeignet, um einen Angriff abzufangen. Wenn Gams einen Gegner zum Imponiermarsch bewegen oder heraus­fordern, dann zeigen sie währenddessen Dominanzverhalten.
Drohen – ernst gemeinte Warnung
Verhaltensforscher trennen Drohen und Imponieren voneinander. Beim Drohen gibt es die Absicht zum Kampf. Imponieren ist dagegen mehr ein statisches Präsentieren. Eine Drohgeste kann bereits das Zurückklappen der Lauscher sein. Ich erinnere mich dabei an einen Platzbock, der beim Zusam­men­halten seiner Gaisen allein durch das extreme Zurücklegen der Lauscher unmissverständlich gezeigt hat, dass er nicht einverstanden war, wenn sich eine der Damen zu weit entfernt hat. Auch das direkte Starren auf den Rivalen kann als Drohung eingestuft werden. Wenn zwei Böcke gegeneinander impo­nieren, dann vermeiden sie es, einander direkt anzusehen. Droht ein Gams, dann werden dem Gegenüber die Krucken mit tief gesenktem Haupt präsentiert. Gamskrucken sind eine äußerst gefährliche Waffe. Wer sie nicht kennt, unterschätzt die Wirksamkeit dieser gekrümmten Hornschläuche. Ein Angreifer muss ungemein wendig und schnell sein, denn irgend­etwas erwischen die umgebogenen Hornspitzen fast in jedem Fall, und dort, wo sie einhaken, gibt es dann schlimme Verletzungen. Mancher Schweißhund hat bei der Nachsuche auf Gams seine Schneid mit dem Leben bezahlt. Mir ist sogar ein Fall bekannt, wo an einem Tag zwei Hunde durch einen Gamsbock umgekommen sind. Auch beim Markieren von Gams hat sich gezeigt, dass dieses Wild in Kastenfallen ein völlig anderes Verhalten als Rehe an den Tag legt. Ein Gams stellt sich, stampft mit dem Vorderlauf und wartet ab – einfach hingreifen ist nicht sehr ratsam. Noch sind wir aber nicht beim Kämpfen.
Gams drohen in der Regel gegenüber jüngeren oder unterlegenen Tieren. Häufig sind das Gaisen, die fremden Kitzen oder Jahrlingen zeigen, dass sie nicht näherkommen sollen. Auch wenn ein Kitz versucht, bei einer fremden Mutter zu säugen, droht ihm die fremde Gais. Berührungen kommen zwischen fremden Tieren fast nie vor. Gams sind Distanztiere! Nur zwischen Gais und Kitz gibt es regelmäßig Körperkontakt, ansonsten vermeiden sie direkte Annäherung. Immer wieder kann man auch sehen, wie ein Gams gegenüber einem anderen droht, der gerade niedergetan ist. Dabei senkt das höherrangige Tier das Haupt und droht mit den Krucken gegen den liegenden Gams. Das ist meist eine Forderung zum Aufstehen – gute Liegeplätze sind im Steilgelände manchmal rar. In der Regel überlässt das bedrohte Tier dem anderen den Platz. Auch Brunftböcke können gegenüber einer Gais drohen, die niedergetan ist. Sie zeigen damit ebenfalls, dass sie aufstehen soll.
Eine Drohgeste ist auch das Aufstampfen mit den Vorderläufen. Es wird gegenüber Feinden gezeigt – meist aus sicherer Position, noch dazu, wenn der Gams nicht so genau weiß, wie ernst die Gefahr ist. Sogar steifbeinige Prellsprünge gegen den Feind können dabei vorkommen. Mit diesem Drohsprung wird eine Attacke vorgetäuscht. Das Vorderlaufstampfen zeigt der Bock aber auch in der Brunft, und da zum Teil sehr energisch gegenüber Gaisen, die sich aus seinem Rudel entfernen wollen. Dabei stampft er aber mit vorgestrecktem Lauf auf.

Attacke – aus der Drohung wird ein Angriff
Als „Attacke“ wird ein kurzer Angriffsspurt aus nächster Entfernung bezeichnet. Dabei zielt der Angreifer mitten auf den Rumpf des Gegenübers. Stehen die beiden Gams nahe beieinander, dann fällt der Spurt weg. Mit gesenktem Haupt fährt der Angreifer meist spontan und ohne viel Vorwarnung dem anderen Gams in die Seite, oder wo er ihn eben erwischen kann. Dabei reißt er die Krucken nach oben. Die Lauscher werden drohend nach hinten gelegt.
In dem Untersuchungsgebiet am Hochschwab in der Steiermark, wo ich über Gams gearbeitet habe, kannte ich fünf verschiedene Gams mit geschlitztem oder eingerissenem Lauscher, davon vier Gaisen. Diese auffälligen Merk­male können meines Erachtens eigentlich nur von Attacken zwischen Gams herrühren. Am ehesten gibt es so einen Einriss wohl dann, wenn das angegriffene Tier die Aggression mit den Krucken pariert. Doch warum soll es gerade dort so eine Häufung von solch auffälligen Merkmalen geben? Ich kann nur spekulieren: Zum einen war der Anteil an wirklich alten Gamsdamen im Bestand hoch. Je länger ein Leben, desto eher ist die Wahrschein­lichkeit gegeben, dass es einmal zu einem Zusammenstoß mit Folgen kommt. Mit höherem Alter könnten aber auch Dominanz- oder Drohgesten gegenüber anderen Tieren zunehmen – ältere Stücke werden oft mit der Zeit etwas unleidlich. Vielleicht kommt es dort zu häufigeren Aus­einandersetzungen, weil es nur begrenzt gut geeigneten Wintereinstand gibt. Gut möglich, dass auch alles zusammenwirkt. Für eine eindeutige Antwort fehlen mir aus­reichende Grundlagen, spontane Attacken und Hetzjagden sind jedoch selbst im Februar, also im Hochwinter, aufgetreten.
In der Regel flüchtet das attackierte Tier augenblicklich. Sehr selten wird der Angriff mit den Krucken pariert, worauf auch eine Gegenattacke erfolgen kann. Dabei kommt es in Ausnahmefällen zwischen Böcken auch zu sehr ernsten Kämpfen. Das ein oder andere ausgehakelte Licht ist die Folge. Geht dagegen ein Tier mit vorgestrecktem, tief gehaltenem Haupt in Demuts­haltung, dann schützt dies fast in jedem Fall vor einer Attacke. Bei Kitzen kann es zu Rammstößen in die Seite kommen – das Kopfhoch-Reißen unter­bleibt. Kitze zeigen daneben bei Kämpfen aber auch noch sehr einfache ur­sprüngliche Verhaltensweisen, die bei älteren Gams nicht mehr vorkom­men. Erwachsene Gams rammen für gewöhnlich nicht mit Haupt und Krucken zusammen, wie dies Steinböcke, Ziegen oder Rinder tun, und es wird bei ihnen nie einen Halskampf geben. Gamskitze dagegen stoßen ihre Köpfe im Spiel durchaus gegeneinander, und auch Halskämpfereien sind nichts Außergewöhnliches. Während der Stirnkampf schon eine höher entwickelte Form der Auseinandersetzung ist, ist der Halskampf dagegen eine primitive, ursprüngliche Verhaltensform. Man sieht also: In der Jugend stecken noch viele Anlagen, erst mit dem Älterwerden wird das Verhalten mehr und mehr auf den Einsatz der Krucken abgestimmt…

Wie sich das Kitz vom Jährling, der Halbstarke vom reifen Bock und die junge von der alten Gais unterscheiden, ist in dieser Ansprechfibel zusammengefasst – kurz und bündig. Ein Muss für alle, die die Bergjagd lieben!
80 Seiten, über 60 Farbfotos, zahlreiche SW-Zeichnungen.

Preis: Euro 23,–
inkl. MwSt.

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