Beschreibung
Bären – Heimliche Sohlengänger
Jaroslav Vogeltanz / Paolo Molinari
Ein Text aus dem Buch:
Ursus arctos – so lautet der wissenschaftliche Name des Braunbären. Er gehört zur Ordnung der Raubtiere, der Carnivoren. Vom kleinen Abruzzen-Bären der Apenninen bis zum riesigen Kodiak-Bären in Kanada erstreckt sich seine Verbreitung über die ganze nördliche Halbkugel.
Der Bär hat einen massigen Körper und einen großen Schädel mit kleinen Ohren. Größe und Gewicht sind je nach Vorkommen und Unterart sehr unterschiedlich. Er ist 1,30 bis 2,50 Meter lang und hat eine Schulterhöhe von 80 bis 120 Zentimetern. Sein Durchschnittsgewicht liegt bei 150 bis 200 Kilogramm. Die größten Männchen erreichen bei uns 350 Kilo und mehr, in Übersee sogar bis zu einer Tonne. Weibliche Tiere sind immer kleiner und leichter. Bären haben einen kurzen, 12 bis 15 Zentimeter langen Schwanz.
Das Fell ist meist dunkelbraun, es kann aber auch beige oder rötlich sein – bis hin zu Grautönen. Insbesondere bei jüngeren Tieren treten oft hellere Flecken auf, meist im Hals- oder Nackenbereich, manchmal sogar ein ganzer „Kragen“. Ein Bär hat verschiedene Haartypen: die beiden wichtigsten sind die Deckhaare, die bis zu 15 Zentimeter lang werden können, und die dichte Unterwolle, die nur 1 bis 5 Zentimeter lang und gekräuselt ist. Einmal im Jahr wird das Haar gewechselt.
Schädel und Gebiss sind sehr robust. Die Fangzähne sehen noch gewaltiger aus als die des Wolfes. Die abgeflachten Backenzähne weisen auf den Allesfresser hin. Dazu kommen noch starke, an den Vorderpranken bis zu 8 Zentimeter lange Krallen.
Alle Sinne sind gut. Das Gehör ist empfindlich, der Geruchsinn höchst aus geprägt: Bären können den Duft einer Futterquelle über mehrere Kilometer riechen. Am wenigsten entwickelt ist noch das Sehvermögen.
Der Bär hat den Menschen schon früh fasziniert. Er ist groß und stark, aber auch sehr wendig, schnell und geschickt. Er kann aufstehen, sich aufrecht hinsetzen und seine Pranken fast wie Hände benutzen. Er frisst vieles, was auch uns Menschen schmeckt. Er hat einen scharfen Instinkt und ist ein intelligentes Tier. Außerdem ist er dem Menschen im Erscheinungsbild sehr ähnlich. Es lag daher nahe, dass der Bär zum Symboltier wurde – zu einem Bindeglied zwischen Mensch und Tier.
Ist es da verwunderlich, dass viele Geschichten und Mythen rund um den Bären und seine Lebensweise entstanden sind? Faszination und Angst – diese Gefühle spiegeln das zwiespältige Verhältnis des Menschen zum Bären wider. Gleichzeitig war diese Zwiespältigkeit ein fruchtbarer Nährboden für verschiedenste Riten und Sitten, wo Mensch und Bär den Lebensraum teilten. Einerseits wurde er verfolgt und gejagt, andererseits aber geachtet und verherrlicht. In der Mythologie besetzt der Bär alle Domänen des menschlichen Lebens, von der Wiege bis ins Grab. Und sogar im Jenseits noch begleitet er die Schamanen.
Obschon der Bär hierzulande selten ist und die meisten Leute nie ein lebendes Tier zu Gesicht bekommen, ist der Bär in unserem Alltag allgegenwärtig: in der Sprache, in Büchern, Geschichten, Filmen oder einfach als Teddybär. Der Hauptgrund aber, weshalb der Braunbär auch heute noch ein Mythos bei uns ist, ist einfach die Tatsache, dass er das größte wilde Raubtier Europas ist.
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