Beschreibung
Sauen – Grobe Keiler, raue Bachen
Markus Zeiler / Hubert Zeiler
Ein Text aus dem Buch:
Wildschweine können sich unterirdische Nahrungsquellen erschließen. Beim Menschen, der sein Kulturland bewirtschaftet, hält sich die Begeisterung darüber in Grenzen. Was dem Förster im Wald zugutekommt, weil neues Keimbett geschaffen wird und Schadinsekten vertilgt werden, bedeutet für den Bauern im Feld Verlust von Ernteerträgen oder Zerstörung von Weideland.
„Bio-Ingenieure“, nennt man die Schweine auch: Wildtiere, die Lebensräume schaffen. Insbesondere sind das bei uns freilebende Schalenwildarten: Rotwild und Damwild etwa – und eben das Wildschwein. Auch wenn die Diskussion um Wild und Umwelt seit Jahrzehnten von der Schadensfrage beherrscht wird, es gibt auch andere Facetten, die vielen entweder nicht bekannt sind oder in der Hitze der Diskussion unter den Tisch fallen. Vor allem große Säugetiere sind etwa auch in der Lage, Kleinstlebensräume für andere Tiere zu schaffen. Ohne Hirsch, Wildschwein oder Elch würde es den einen oder anderen Käfer und Schmetterling nicht geben. Ob Suhlen, Brunftkuhlen, Tränken oder Baue – über Wühlen, Brechen, Bodenforkeln, Plätzen, Scharren, Graben, Auftreten oder Wälzen entstehen „Störstellen“, welche die biologische Vielfalt erhöhen. Was Jägern als Nachweis für die Anwesenheit von Wildtieren im Revier dient, nutzen andere als Lebens raum – selbst durch einen in den Boden gedrückten Tritt kann schon neues Leben möglich sein.
Bleiben wir aber beim Wildschwein. Sauen sind die eigentlichen Bulldozer im Kreis der Bio-Ingenieure. Von Natur aus schaffen sie mit ihrer Grab- und Wühltätigkeit neue Kleinlebensräume für Tiere und Keimbett für verschiedenste Pflanzen.
Das Wühlen oder „Brechen“ – wie die Jäger sagen – erfolgt in unterschiedlichen Stufen. Zunächst kann das Wühlen nur die obere Nadel- oder Laubstreuschicht betreffen, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Die Schweine suchen dort nach Eicheln, Bucheckern oder nach den Nüsschen der Hainbuchen. Das machen auch Rehe und Hirsche auf ähnliche Weise. Darüber hinaus gehen Schweine aber auch tief in den Boden. Dabei entstehen – je nach jahreszeitlich wechselndem Nahrungsangebot oft ganz unterschiedliche Muster. Manchmal sind ganze Wiesen oder mehrere Hektar große Weiden völlig umbrochen. Das kommt besonders im Herbst und im Frühjahr vor.
Die Sauen suchen dabei vor allem nach Wurzeln und Knollen oder nach Schnakenlarven und Regenwürmern. Im Sommer und im Frühsommer brechen sie gerne kleinere Flecken um und gehen dabei bis etwa eine Spanne tief in den Erdboden. In einzelnen Fällen können bei der Nahrungssuche aber auch richtige Gruben ausgehoben werden – etwa wenn Mäusenester oder tiefliegende Wurzelknollen ausgegraben werden.
Am meisten brechen Sauen im Winterhalbjahr; im Sommer sind nämlich andere Nahrungsquellen leichter zu erreichen. Wildschweine brechen bevorzugt im offenen oder halboffenen Gelände.
Auch wenn uns in Schadensfällen die besondere Fähigkeit der Schweine manchmal richtig aufwühlt – vielleicht war sie einst wirklich bahnbrechend. Schließlich behaupten die alten Germanen, dass uns das Wildschwein das Pflügen gelehrt hat …
Markus Zeiler ist diesem nächtlich lebenden Wildtier mit seiner Kamera sehr nahe gekommen. Er hat die Sauen über Jahre begleitet und ihre Fährte immer und immer wieder in stimmungsvoller Aulandschaft aufgenommen. Sein Kameraauge hat die Wildschweine in allen Lebenslagen eingefangen. Sein Kameraauge war zugleich auch das Auge des Jägers. Wie Markus Zeiler sich mit der Kamera den Sauen nähert, so nähert sich Hubert Zeiler, der Bruder, ihnen mit Worten: Er, der Wildbiologe, hat die einzelnen Kapitel ausgearbeitet und geschrieben. Seine Texte machen einem bewusst, wie viel einem neu ist und wie spannend das Verhalten der Sauen ist.
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